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Zippers Futurologie: Du – ich schick einfach noch schnell ’ne E-Mail ...!

PUBLISHINGPRAXIS - November 2000, S. 136

[www.publish.de]

zuletzt geändert: 09. Nov. 2000

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Perfekt. Totale Kommunikation! E-Mail per Internet oder WAP-Service, SMS via Handy oder Fax via Internet-Service. Es gibt keine Tabus mehr in Sachen Kommunikation! Mit der Multiplizierung der Kommunikationswege lassen sich jedoch auch erschreckende Entdeckungen machen: Eine derbe Verrohung der Etikette!

Freundlich werde ich gegrüßt mit »C U«, was wohl soviel heißen soll wie »See you«. Oder ich erhalte eine zynische Mail mit einem offensichtlichen Witz der vorsichtshalber mit *g* – wohl so eine Art digitales 8bit-Grinsen – gekennzeichnet wurde. Nein – es ist nicht mehr so wie früher. Da hatten die Menschen noch Zeit, die Worte die sie in ihrer Post verwendeten, auszuschreiben oder zumindest so zu formulieren, dass man sie verstand. Doch grad an jenem – am Verstand – lässt sich trefflich zweifeln wenn man manche abstruse Abkürzung in Form der beliebten Smileys zu sehen bekommt. Da soll ein fröhliches Lächeln mittels :-) symbolisiert werden, oder ein »Augen-zu-kneifen« mit ;-) – laut gelacht wird mit :-)) und heftig geschimpft mit :-((. Wer soll das noch verstehen? Gut – man könnte sich dran gewöhnen, es den anderen gleichtun oder eigene Kürzel erfinden. Aber wo kämen wir denn da hin, wenn wir uns von pickligen 12-jährigen Hackern vorschreiben lassen, wie wir uns zukünftig per Internet gegenseitig das Un- und das Wohlbefinden signalisieren, indem wir ASCII-Kürzel zu abstrusen Zeichenhaufen

verquirlen ... Nein. Und dann diese Deppen, die da am Flughafen sitzen und sich gegenseitig Mails schicken ... Nee. Nicht mit mir!

So meine Meinung. Endgültig! Zumindest bis vor kurzem. Alles ändert sich jedoch schlagartig, wenn man eines dieser neuen – unglaublich klasse designten – Handys mit Internet-Service in die Hände bekommt. Vorbei die langweiligen Stunden in der Lufthansa-Warteschleife auf den Flughäfen dieser Welt – jetzt kann man mit WAP alle Infos direkt aufs Handy laden. Das ist so »fancy«! (auch so ein Modewort, wenn man nicht »unglaublich klasse« schreiben will ...).

Bernd Zipper Bernd Zipper: Unser Autor tut das, was er am besten kann – er regt sich auf. Öffentlich und niederträchtig, aber immer mit einem »Augenzwinkern«.

Tja, und da hat es einen dann doch erwischt. Und ich ertappe mich dabei, wirre Mails mit *g* und :-) via Handytastatur zu »stammeln« – denn Zeit ist Geld. Auch der SMS-Service muss herhalten, wenn es darum geht, unglaublich wichtige Nachrichten zu versenden. Selbst das nachdenkliche Kopfschütteln eines mir nahe stehenden Branchenkollegen mag mich nicht in meiner Beharrlichkeit ob der Wichtigkeit meines Tuns erschüttern. Erst seine treffende Frage: »Wenn’s so wichtig ist – warum rufste dann nicht an???« – die gab mir zu denken.

In diesem Sinne – C U !


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