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Die dunklen Seiten der Microsoft-Erfolgsstory beschreibt ein Buch aus dem Econ Verlag. Der Titel lautet Die Microsoft-Akte Der Fall Bill Gates (von Wendy G. Rohm, aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fahnenstich). Die Ankündigung sagt zum Buch:
Bill Gates rechnet gerne vor, sein Anteil am Umsatz der Computerindustrie betrage doch nur vier Prozent. Doch Microsoft braucht gar keine wirtschaftliche Monopolstellung, denn die Firma ist ein Technopol. Weltweit ticken 90% aller Computer unter einem MicrosoftBetriebssystem. Wer Hardware oder Software herstellen - und vor allem: verkaufen - will, muß auf das Kommando der Entwickler aus Redmond hören. Jetzt greift die Firma nach der Macht im Internet. Gates weiß: Wer hier die technischen Standards bestimmt, beherrscht die Informations- und Kommunikationsströme der Zukunft. |
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"... in mancher Hinsicht führte das, was wir tun, zu einer eigenen Produktkategorie, zu einem natürlichen Monopol." |
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"Microsoft nutzt sein Monopol auf ungesetzliche Weise, um seine Alleinherrschaft zu verteidigen und zu erweitern." |
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Das Buch erscheint im Oktober 1998 und kostet 48,- DM, die ISBN ist 3-430-17869-X .
Das ist ein sehr mächtiger Aspekt einer Geschichte, der auf keinen Fall übersehen werden darf, allerdings nur einer. Ein anderer Aspekt ist die real vorhandene Möglichkeit für jeden, am Computer auch ohne Microsoft auszukommen. Das betrifft sowohl die Software als auch die Standards. Um mit der Software zu beginnen, das Betriebssystem ist dabei der wohl entscheidendste Vertreter. In wechselnder Häufigkeit verschaffen Computermagazine einen Überblick über Alternativen. Zum Beispiel stellt das PC Magazin [www.pc-magazin.de], Heft 3/98 einen recht umfassenden Vergleich zwischen den MS Produkten Windows 3.1 (3.11), 95 (98), NT sowie Ausweichmöglichkeiten wie OS/2, verschiedene Unix-Varianten (Linux, Free BSD, ..) und - bei entsprechender Hardware - Mac-OS und Be-OS. Letzteres bekommt man momentan noch nicht im Handel, kann aber eine Beta-Version vom Entwickler [www.be.com] herunterladen. Die freilich bekannteste und am weitesten verbreitete Alternative stellt Linux dar. Von den zu diesem Betriebssystem vorhandenen Resourcen zur Hilfe (Internetseiten, Diskussionsforen, Benutzergruppen) kann sich Microsoft nur eine Scheibe abschneiden.
Aber auch bei den Anwendungen steht - inzwischen - eine große Auswahl an Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung. Ebenfalls im PC Magazin, Heft 2/98 kann man einen großen Test "Office-Pakete fast zum Nulltarif" nachlesen. Dort werden für verschiedene Bereiche (Büro, Grafik, Musik und Audio, Online, Sonstiges) Programme vorgestellt. Wichtig bei der Entscheidung für Microsoft- oder andere Software ist im Privatbereich jeder selbst. Im Geschäftsbereich wird eine Entscheidung für microsoftfremde Produkte fast ausschließlich von den Systhemverwaltern und Netzwerkadministratoren abhängen. Und da gilt auch die Aussage der anderweitig mangelnden Kompatibilität nicht. Fast alle Programme bieten heute Exportfilter in häufig genutzte Datenformate wie MS-Word an.
Bei den Standards trifft dies insbesondere solche, die in starkem Maße zukünftige Entwicklungen bestimmen werden. Am bedeutendsten werden für die nächste Zukunft Standards sein, die auf das Internet oder irgendeine Form von Publishing Auswirkungen haben, also über kurz oder lang fast alle Firmen betreffen werden. Nicht umsonst hat Microsoft versucht, auf die Weiterentwicklung von HTML (der Auszeichnungs- und Markierungssprache für Internetseiten) Einfluß zu nehmen (wie andere Firmen auch). Nun gibt es einen neuen und noch jungen Stern am Himmel der Software-Standards, XML (Extensible Markup Language). XML ist zwar offiziell noch kein Standard aber liegt als Arbeitsfassung des W3C vor (working draft) [www.w3.org/XML/]. Es zeichnet sich schon jetzt ab, daß XML in nicht kleinen Bereichen HTML ablösen wird. Sie ist die geniale Idee der Verknüpfung der Popularität von HTML mit der Mächtigkeit der strukturellen Konsistenz von SGML.
Die mit XML verbundenen Chancen wurden auch auf der diesjährigen SGML Europe - Paris (19. -21. Mai) sehr deutlich. Der beeindruckendste Beitrag kam von Jon Bosak "XML: Das universelle Publishing Format" [www.gca.org/conf/paris98/bosak/]. Und dabei spielen weniger die schon von SGML bekannten Aspekte eine Rolle (Wiederverwendabare Information, medienunabhängiges Publizieren, Eins-zu-eins Marketing, ...). Allerdings spielt sicher auch der Vorteil der Metasprache eine Rolle, d. h. daß XML selbst keine Sprache ist sondern die Regeln zur Beschreibung einer solchen Sprache darstellt. Also kann jeder mit XML eine solche Sprache definieren, die seinen Ansprüchen gerecht wird. Es spielen (im Vortrag) teilweise schon philosophische Gesichtspunkte eine Rolle:
So wird auch ein sozialer Leitfaden von SGML vorgeführt (hier im Zusammenhang mit XML).
Die Aussage gipfelt in dem fast heroisch anmutenden Satz von der ökonomischen und politischen Schlußfolgerung aus XML/XSL:
Die Kombination von XML und XSL kann alle existierenden Textverarbeitungs- und Publishing-Formate ersetzen. |
Das bedeutet:
Was kann schiefgehen?
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Derrek Erhold
Generiert: D. Erhold, 22.06.98